Direkt zum Inhalt springen
Direkt zur Seiten-Navigation

SICHERE SCHUTZRÄUME IN GEFAHR: BRUTALE ABSCHIEBUNG AUS HAMBURGER FRAUENHAUS

Gewaltbetroffene Familie in Gewahrsam genommen – Frauenhäuser kritisieren Abschiebung als historischen Tabubruch

Logo autonome Frauenhäuser Hamburg

Logo autonome Frauenhäuser Hamburg

Hamburg 07.11.2024: In der vergangenen Woche wurden eine Bewohnerin eines Hamburger Frauenhauses
und ihre beiden Kinder (im Alter von 6 und 8 Jahren) in Gewahrsam genommen und nach Österreich
abgeschoben. Die Autonomen Frauenhäuser Hamburg sind erschüttert über das Vorgehen der Hamburger
Ausländerbehörde und des rot-grünen Senats, die auch vor der Ingewahrsamnahme von Frauen und Kindern,
die vor Gewalt geflohen sind, nicht zurückschrecken.

Frau I., die betroffene Frauenhausbewohnerin, hatte der Behörde im August dieses Jahres ihre Absicht zur
freiwilligen Rückkehr in ihr Herkunftsland mitgeteilt. Sie war dabei die notwendigen Schritte zur Ausreise
vorzubereiten. Am 28.10.2024 beabsichtigte Frau I. bei der Zentralen Ausländerbehörde die Verlängerung ihrer
Duldung zu beantragen – eigentlich ein Routinetermin. Doch statt der erwarteten Verlängerung wurde ihr, wie die
Frauenhaus-Mitarbeiterin Inga A. berichtet, das Telefon abgenommen und sie wurde gemeinsam mit ihren
Kindern in Gewahrsam genommen. „Die Kinder, die in Hamburg zur Schule gingen, wurden abrupt aus ihrem
Alltag gerissen, ohne sich von Freund*innen, Lehrer*innen und Mitschüler*innen verabschieden zu können“,
erklärt Nadine F., Mitarbeiterin des Frauenhauses.

Im Gewahrsam standen Frau I. und ihre Kinder unter strenger Bewachung durch mehrere Polizisten und
Sicherheitspersonal. Frau I. wurde durchsucht und musste sich im Rahmen einer Leibesvisitation ausziehen.
Auch während des Toilettengangs wurde ihre Intim- und Privatsphäre missachtet: Frau I. und ihre Kinder durften
die Toilette nur bei offener Tür benutzen.

Die Beamten forderten Frau I. auf, die geheime Adresse des Frauenhauses preiszugeben, angeblich um ihre
persönlichen Sachen abzuholen. Frau I. weigerte sich zunächst und bat darum, das Frauenhaus anrufen zu
dürfen. Die Beamten drohten, dass sie ihre persönlichen Sachen verlieren würde, sollte sie nicht kooperieren.
Schließlich sah sich Frau I. gezwungen, die vertrauliche Adresse des Frauenhauses bekanntzugeben und damit
gegen die wichtigste Grundregel zum Schutz der Frauenhäuser zu verstoßen.

Das Frauenhaus wurde kontaktiert und ein Treffpunkt mitgeteilt, an dem die Mitarbeiterinnen einige Sachen für
Frau I. und ihre Kinder, die sich bereits in einem Bus zur Abschiebung befanden, übergeben konnten. Außer
Frau I. und ihren zwei Kinder befand sich nur eine weitere Person neben dem Sicherheitspersonal im Bus. Der
Frauenhausmitarbeiterin Ursula Z.,der zuerst verwehrt wurde, sich auch nur kurz von der Frau zu verabschieden,
erinnert sich an die bedrückende Situation: „Im Bus der Firma Hansa Rundfahrt war unverhältnismäßig viel
Sicherheitspersonal anwesend. Es erinnerte mich an einen Gefangenentransport. Zwischen den bewaffneten

Beamten saßen die verängstigten Kinder von Frau I., die nicht verstanden, was mit ihnen geschah.“ Besonders
erschütternd war, dass auch im Bus die Toilette nur bei offener Tür genutzt werden durfte – ein
menschenunwürdiges Vorgehen.

Sind solche Abschiebungen jetzt das neue rot-grüne Projekt, Herr Grote?

Die Autonomen Frauenhäuser Hamburg kritisieren, dass bei der Abschiebung der Schutzbedarf vollkommen
ignoriert wurde. „In Österreich wurden Frau I. und ihre Kinder in eine Unterkunft gebracht, zu der auch ihr
gewalttätiger Ex-Partner Zugang hat – die Person, vor der sie geflohen ist“, schildert Ursula Z. die
traumatisierende Situation für die Familie.

Für die langjährige Frauenhausmitarbeiterin Inga A. ist dieses Vorgehen ein verheerendes Signal: „Wir gehen
davon aus, dass diese Abschiebung politisch motiviert war. Es ist inakzeptabel, dass Frauen und Kinder, die vor
Gewalt fliehen, auf diese Weise abgeschoben werden.“

Diese Abschiebepraxis stellt eine Bedrohung für die Arbeit der Frauenhäuser dar, die als anonyme Schutzorte für
Gewaltbetroffene gedacht sind. Durch das Vorgehen der Stadt Hamburg wird die Sicherheit dieser Schutzräume
ernsthaft untergraben – eine Zäsur in der Geschichte der Hamburger Frauenhäuser. „Frau I. hat Gewalt erfahren
und suchte bei uns Schutz. Die Abschiebung war re-traumatisierend“, so Ursula Z. vom 4. Hamburger
Frauenhaus.

Die Autonomen Hamburger Frauenhäuser fordern: Frauenhäuser müssen sichere Orte bleiben. Jeden
zweiten Tag wird in Deutschland eine Frau durch ihren (Ex-)Partner getötet. Die rigide Abschiebepraxis des rot-
grünen Senats ignoriert den Schutzbedarf von Frauen und Kindern, die vor Gewalt fliehen. Der Schutz dieser
besonders vulnerablen Gruppen hat oberste Priorität.

Pressemitteilung als PDF

FÜR RÜCKFRAGEN:
Tel: 040 19704
Mail: 4.Frauenhaus@hamburg.de